Konzeption
Praxis für Heilpädagogik und Frühförderung Nina Günther & Team
Hamburger Straße 99 A
25746 Heide
Tel. 0481- 68 37 17 50
ninaguenther2@gmx.de
www.frühförderung-dithmarschen.de
1. Praxis für mobile heilpädagogische Frühförderung
1.1 Heilpädagogik
Menschenbild
Ganzheitlicher Ansatz
1.2 Inhaberin
1.3 Pädagogische Leitung/ Mitarbeiter
1.4 Räumlichkeiten und sächliche Ausstattung
2. Zielgruppe mobile heilpädagogische Frühförderung
2.1 Zielgruppe Autismusförderung
3. Methoden
3.1 Autismusförderung
4. Leistungen
4.1 Direkte personenbezogene Leistungen
4.2 Indirekte personenbezogene Leistungen
4.3 Indirekte nicht personenbezogene Leistungen
4.4 Art und Umfang der Leistung
4.5 Form der Leistungserbringung
4.6 Ziele der Leistungen
4.7 Wirkung
4.8 Wirksamkeit
5. Sozialraumorientierung
6. Gewalt- und Missbrauchsprävention
7. Partizipation
8. Qualitätssicherung
8.1 Datenschutz
9. Fazit und Motivation
1. Praxis für Heilpädagogik und Frühförderung Nina Günther & Team
Die seit Juli 2015 bestehende Praxis für Heilpädagogik und Frühförderung Nina Günther & Team ist eine heilpädagogische Praxis mit dem Schwerpunkt der mobilen heilpädagogischen Frühförderung für Kinder im Alter von 0 Jahren bis zur Einschulung, die entwicklungsverzögert, körperlich, geistig und/oder seelisch behindert oder von Behinderung bedroht sind.
1.1 Heilpädagogik – Menschenbild – Ganzheitlicher Ansatz
Heilpädagogik ist eine spezielle Pädagogik für Menschen mit einem besonderen Förderbedarf. Die Vorsilbe „Heil“ in Heilpädagogik bedeutet nicht heilen im medizinischen Sinne, sondern es bedeutet eine ganzheitliche Betrachtung, Behandlung und Integration des Menschen.
Der ganze Mensch soll gesehen werden, mit seinen Fähigkeiten, Ressourcen und seinem sozialen Umfeld. Nicht allein die Behinderung oder die vorhandenen Einschränkungen sollen im Focus der heilpädagogischen Arbeit stehen, sondern vielmehr ist es die Aufgabe unserer Arbeit Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten, seelischen, körperlichen und/oder geistigen Behinderungen, sozialen oder sprachlichen Beeinträchtigungen zu unterstützen. Die Arbeit ist lebensweltorientiert und situationsbezogen und schließt das soziale Umfeld der Menschen immer mit ein.
Heilpädagogik ist eine Schnittstellendisziplin zwischen Soziologie, Psychologie, Medizin und Pädagogik. Die Förderung zielt immer auf die bestmögliche Integration des Einzelnen in die Gesellschaft ab.
Persönliche Kompetenzen stärken, die Gemeinschaftsfähigkeit fördern und die Eigenständigkeit stärken, dies sind Ziele unserer Arbeit.
Im Laufe der heilpädagogischen Frühförderung sollte es im Idealfall zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Familie und der Frühförderin kommen. Hierbei ist die jeweilige Lebenssituation der Familie zu beachten. Grenzen und Möglichkeiten müssen erkannt und gemeinsam mit der Familie bearbeitet und/oder verändert werden.
Bei unserer Arbeit orientieren wir uns an einem humanistischen Menschenbild. Wir sehen jeden Menschen als wertvolle, eigenständige Persönlichkeit und respektieren die Verschiedenartigkeit der Menschen im Hinblick auf Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, sexueller Orientierung und Religionszugehörigkeit. Familien sind bunt und sie bestehen nicht nur aus dem klassischen Vater-Mutter-Kind Gefüge.
Jeder Mensch ist wertvoll und einzigartig. Einfühlungsvermögen und Wärme im Kontakt miteinander sind notwendig, um die Wünsche und Bedürfnisse von Kindern mit besonderem Förderbedarf zu erkennen und sinnvoll darauf eingehen zu können.
Wichtige Fragen in unserer Arbeit sind:
Wo steht das Kind gerade? Was ist wichtig?
Welche Ressourcen hat das Kind? Welche Ressourcen hat die Familie?
Wie sieht die aktuelle Wohnsituation aus? Wie sieht die soziale und familiäre Situation aus?
Welche Unterstützung ist richtig und wichtig für das Kind?
Wie kann man die Familie unterstützen?
Wie ist das Kind eingebunden? Geht es zur Kita?
Unsere besonderen Stärken
Wir sind ein junges, offenes und empathisches Team.
Wir sind breit aufgestellt mit einer pädagogischen Fachkraft aus der Familienhilfe kommend, einer Heilpädagogin als pädagogischer Leitung mit Erstausbildung als Heilerzieherin, einer Lern, bzw. Legasthenietrainerin und einer Heilpädagogin mit der Zusatzausbildung zur Autismusfachkraft.
Wir arbeiten niedrigschwellig, das heißt wir sind leicht erreichbar und beraten auch telefonisch, ohne dass erstmal Namen genannt werden müssen und wir kommen zu den Kindern nach Hause, bzw. in die Kita.
Elternarbeit ist ein zentraler Punkt in der Heilpädagogischen Frühförderung und uns ist hier eine einfühlsame, entspannte Atmosphäre und ein Gespräch auf Augenhöhe sehr wichtig.
Eine ausführliche Anamnese (siehe Anhang) ist unabdingbar und gibt den Eltern Zeit und Raum ihr Kind zu beschreiben und Wünsche und Erwartungen an unsere Arbeit mitzuteilen.
Wir vermitteln den Kindern, Eltern und dem Umfeld Wertschätzung und Anerkennung für ihre Fähigkeiten und Leistungen. Wir fördern ein stabiles Selbstbild und tragen zur Ermöglichung von Teilhabe in allen Lebensbereichen bei.
Wir legen viel Wert auf eine gelingende Eltern-Kind Interaktion und eine gute Bindung, immer familienorientiert und umweltbezogen.
Wir erarbeiten individuelle Lösungsansätze für die Familien und sehen uns dabei als Übersetzer der kindlichen Bedürfnisse, Jedes Kind und jede Familie ist individuell und hat unterschiedlichste Bedürfnisse und Wünsche. Wir gehen darauf ein und versuchen der Förderung keinen Therapiecharakter zu geben, sondern nutzen das Spiel als Zugang und Fördermaßnahme und bauen Beziehung auch gerne über Humor auf. Denn ein gelungener Beziehungsaufbau ist die stabile Tragfläche für jede Förderung.
Wichtig ist uns ein enger Austausch mit den Kitamitarbeitern, den Kinderärzten und den anderen beteiligten Therapeuten. Nur so kann ein aussagekräftiges Gesamtbild des Kindes entstehen und die Förderung damit erleichtern.
Die Selbstwirksamkeit der Kinder anzuregen, zu erwecken und zu stabilisieren ist einer der wichtigsten Punkte unserer Arbeit.
„Nicht gegen den Fehler,sondern für das Fehlende“(Paul Moor,1965)
1.2 Zu meiner Person
Nina Günther
1976 geboren in Düsseldorf
2005 Fachoberschulreife mit Qualifikation
2006 Diplomierte Legasthenietrainerin
2007 – 2015 Mitbegründung und Praxisorganisation einer heilpädagogischen Praxis in Hamburg
2008 Gründung „Therapiehund-Hamburg“
Seit Juli 2015 Inhaberin Praxis für Heilpädagogik und Frühförderung Heide
1.3 Pädagogische Leitung
Tina Günther
1986 geboren in Bad Kreuznach
2007 Ausbildung zur staatlich anerkannten Heilerziehungspflegerin mit Fachhochschulreife
2007 - 2010 Gruppenleitung einer integrativen Kitagruppe Borkum
2010 – 2015 Integrative Fachkraft Kita Hamburg
2017 Abschluss als Staatlich anerkannte Heilpädagogin Flensburg
Seit 01.02.2017 Pädagogische Leitung Praxis für Heilpädagogik und Frühförderung Nina Günther & Team Heide
1.4 Räumlichkeiten und sächliche Ausstattung
Die Praxis befindet sich in der Hamburger Straße 99 A in 25746 Heide.
Sie ist sowohl mit dem Auto, als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Sie bietet Platz für Elterngespräche, Mitarbeitergespräche und
Supervisionsstunden. Sanitäre Einrichtungen sind vorhanden. Der Raum ist kindgerecht und liebevoll eingerichtet und es herrscht eine persönliche Atmosphäre.
Es stehen folgende Materialien zur Verfügung:
2. Zielgruppen
Heilpädagogische Frühförderung
Die Zielgruppe unserer Praxis sind Kinder im Alter von 0 Jahren bis zur Einschulung, die entwicklungsverzögert, körperlich, geistig und /oder seelisch behindert oder von einer Behinderung bedroht sind.
2.1 Autismusförderung
Im Rahmen der Autismusförderung arbeiten wir mit Kindern und Jugendlichen mit einer Autismus-Spektrum-Störung mit unterschiedlichem Schweregrad.
Die autismusspezifische Maßnahme wird:
- ambulant im häuslichen Umfeld oder in unseren Räumlichkeiten erbracht
- auf die Einzelfälle bezogen erbracht
- einzelfallspezifisch geplant und gestaltet
Sie umfasst:
- die Therapie und Entwicklungsförderung der Kinder und Jugendlichen
- die autismusspezifische Beratung der Eltern und den Bezugspersonen im Lebensumfeld
- die einzelfallbezogene Beratung von und mit Fallbeteiligten Personen oder Institutionen (z.B. Schule, Kita, Sportverein usw.)
Ziele der individuellen Maßnahme sind:
- eine drohende Behinderung und deren Folgen zu mildern oder zu beseitigen
- Symptome positiv zu beeinflussen, Entwicklung zu fördern
- Teilhabe fördern und verbessern
- Inklusion fördern
Vorschultraining
Kinder ab 4 Jahren mit Wahrnehmungsschwierigkeiten
Kinder im letzten Kitajahr (normales Vorschultraining)
3. Methoden
Heilpädagogische Frühförderung (mobil):
für Kinder im Alter von 0 Jahren bis zur Einschulung, die in ihrer körperlichen, geistigen und/oder sozial-emotionalen Entwicklung verzögert, behindert oder von Behinderung bedroht sind. Gefördert werden je nach Entwicklungsstand z. B. die Grob- und Feinmotorik, die kognitiven Fähigkeiten, die sozial-emotionale Kompetenz, die Selbstständigkeit, die Kommunikation und die Verhaltenssteuerung.
Am Anfang jeder Förderung steht der Beziehungsaufbau. Heilpädagogisches Handeln wird immer durch Empathie geprägt und setzt immer die Fähigkeit zum Beziehungsaufbau voraus.
"Im Zentrum steht das Spiel" (Oy/Sagi, 1997)
Heilpädagogisches Spiel:
Hierbei wird das natürlichste Ausdrucksmittel von Kindern genutzt, das freie Spiel. Das Kind wird nicht zum Sprechen gedrängt, sondern kann über das Spiel Stress, Ängste, traumatische Erfahrungen oder Aggressionen ausdrücken. So sind Verhaltens- und Erlebensveränderungen möglich.
Das Spiel ist die Grundlage der heilpädagogischen Förderung. Durch unterschiedlichste Anregungen und durch gezielt eingesetztes Spiel- Fördermaterial werden die individuellen Fähigkeiten und Interessen geweckt, bzw. gefördert. Das Förderangebot beinhaltet basale Wahrnehmungsförderung bis hin zu differenzierten Spiel- und Lernangeboten, immer ausgehend von der realen Lebenssituation des Kindes und geprägt von einem ganzheitlichen, familienorientierten Ansatz.
Sensorische Integration
Unter Sensorischer Integration wird die Aufnahme und Verarbeitung von Sinnesreizen verstanden. Sie bildet die Voraussetzung für das emotionale Gleichgewicht, das Selbstbewusstsein und die Handlungsfähigkeit.
Hier wird zwischen den Nah- und Fernsinnen unterschieden.
Fernsinne:
- Sehsinn
- Hörsinn
- Geruchssinn
Nahsinne:
- Tastsinn
- Bewegungssinn
- Gleichgewichtssinn
Dysfunktionen im sensorischen Bereich können sich vielfältig äußern, z.B. kann die Bewegungsplanung- und Ausführung beeinträchtigt sein oder die Fähigkeit zur Regulierung der eigenen Reaktionen auf Sinnesreize ist eingeschränkt.
Betroffene Kinder wirken z.B. ungeschickt, stoßen überall an, bewegen sich unsicher, manche Kinder mögen es nicht berührt zu werden oder sie meiden den Kontakt zu bestimmten Materialien (Knete, Matsch).
Durch die Nutzung vielfältiger Wahrnehmungs- und Bewegungsangeboten, ist es möglich dem Kind die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen zu erleichtern.
Heilpädagogische Sprachförderung und Sprachanbahnung
Spielerische Mund- und Zungenübungen helfen dem Kind seinen Mund besser kennen zu lernen und zu steuern.
Zu diesen Übungen gehören z.B.:
- Atemübungen (Luft anhalten, langsam oder schnell atmen)
- Zungenübungen (Zunge herausstrecken, mit der Zunge wackeln)
- mimische Übungen (Grimassen schneiden, Gesicht an- und entspannen)
- Lippenübungen (pusten, Trinkhalm nutzen)
- Gaumenübungen (schnalzen)
Das Vorlesen und das genaue Hinhören sind wichtige Bausteine in der Anbahnung von Sprache, bzw. Sprachverständnis. Ziel ist es, dass das Kind Neugier und Interesse zeigt an der Sprache und motiviert wird Sprache zu erfahren und zu lernen.
Heilpädagogische Übungsbehandlungen
Die Heilpädagogische Übungsbehandlung basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz. Die sozial-emotionalen, die kognitiven, die sensorischen und die motorischen Kompetenzen werden mittels des gelenkten Spiels verbessert und ausgebaut. Die Spielsituation und die Fördermaterialien werden individuell auf das Kind zugeschnitten, um eine passgenaue Förderung anbieten zu können.
Heilpädagogisches Werken
Beim Umgang mit verschiedensten Materialien und Werkzeugen werden die Kreativität und die Konzentration des Kindes gefördert. Das Herstellen einer bestimmten Sache stärkt das Selbstvertrauen, die feinmotorischen Fähigkeiten, die Hand-Auge-Hand-Hand Koordination und die Geschicklichkeit.
Psychomotorik
Die Bewegung ist die Basis für die Entwicklung zahlreicher Fähigkeiten. So wirkt sich die Bewegungsförderung nicht nur positiv auf die Motorik aus, sondern u.a. auch auf die kognitive, die sozial-emotionale und die sprachliche Entwicklung. In den meisten Kindertagesstätten ist es uns möglich die Turnhalle mit zu nutzen und dort heilpädagogische Bewegungsspiele anzubieten.
Wahrnehmungsförderung
Durch die Wahrnehmungsförderung wird dem Kind die Möglichkeit gegeben, in einer vorbereiteten Umgebung mit individuell auf das Kind zugeschnittenem Fördermaterial, motorische und/ oder sensorische Erfahrungen zu sammeln. Dadurch wird die Reizverarbeitung angeregt und eine Nachreifung wird ermöglicht.
Heilpädagogische Spieltherapie
In der Heilpädagogischen Spieltherapie wird dem Kind ermöglicht seine Gefühle und seine ggf. vorhandenen Traumata im Spiel auszuagieren, bzw. auszudrücken. Das Spiel wird nicht gelenkt, alle Gefühle sollen ausgespielt werden, ohne Grenzen oder Vorgaben.
Heilpädagogisches Gestalten
Siehe Heilpädagogisches Werken
Entspannungstechniken
Phantasiereisen für Kinder, autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Atemtechniken, Achtsamkeit, Bewegung (z.B. Bäumchen rüttel dich), Mandalas ausmalen,
Vorschultraining nach der AFS – Methode:
geeignet für Kinder ab 3 Jahren bis zur Einschulung. Trainiert werden hier die optische und akustische Wahrnehmung, die Handmotorik, das Körperbewusstsein und die Raumorientierung.
3.1 Autismusspezifische Förderung
Das übergeordnete Ziel ist immer die Verbesserung der Lebensqualität und der Teilhabemöglichkeiten von Menschen im Autismusspektrum und ihren Familien.
Konkrete Themen in der Förderung (auf Schule bezogen):
Hier geht es vor allem um die Tagesstrukturierung (visuelle Pläne nach TEACCH), erarbeiten von Hilfsmitteln, die den Kindern ermöglichen, sich zeitlich und räumlich zu orientieren, bzw. zu strukturieren.
Aufklärung in der Schule über das Bild Autismusspektrum. Hier geht es vor allem darum bei den betroffenen Kindern Schamgefühle abzubauen, da diese, andere Hilfestellungen brauchen als andere Kinder in der Klasse (Autismus ist nicht auf den ersten Blick zu sehen). Hier ist echt wichtig den Lehrkräften zu erklären, warum diese Kinder eine „Extrawurst“ brauchen.
Autismus ist neurologisch begründet, z.B. haben Menschen im Autismusspektrum Schwierigkeiten Reize zu filtern. Es ist somit schwierig sich zu fokussieren und/oder die Aufmerksamkeit zu halten. Um diese Reize von außen abzumildern, werden Filter, wie z.B. das Tragen einer Sonnenbrille, einer Kapuze oder von Kopfhörern angewandt. Werden diese Maßnahmen nicht ergriffen kommt es zu einer Überlastung der Kinder und dies äußert sich dann nach der Schule zuhause, z B. in Form von Migräne, Erbrechen oder nervlichen Zusammenbrüchen.
Es ist somit absolut notwendig das ganze soziale Umfeld über sie Symptome von ASS aufzuklären, denn nur so können Hilfen dann letztendlich greifen.
Folgende Kompetenzen sollen erlernt, bzw. gefördert werden:
Alltagskompetenzen
Soziale Kompetenzen
Emotionen
*Art und Umfang der autismusspezifischen Therapie
Damit autismusspezifische Therapiemaßnahmen Aussicht auf Erfolg haben, müssen sie neben der direkten Förderarbeit mit der/dem Betroffenen auch die enge Zusammenarbeit mit den Bezugssystemen (z.B. Elternhaus, Kindertagesstätte, Schule, Wohngruppe, Ausbildungs- und Arbeitsplatz) sowie mit weiteren Hilfesystemen (Fachärztinnen und Fachärzte, Integrationsassistenzen etc.) umfassen.
Die Elternberatung und Netzwerkarbeit sind somit integraler Bestandteil einer wirksamen Autismus-Therapie und den direkten Leistungen zuzuordnen. Das Setting der therapeutischen Maßnahme (z.B. Einzel- oder Gruppentherapie) sowie des Einbezugs der Bezugspersonen im Sinne eines systemisch-personenbezogenen Handelns muss dabei dem individuellen Bedarf und den Erfordernissen des Lebensumfelds angepasst werden.
Um ein solches komplex angelegtes Förder- und Beratungsangebot in einem ambulanten Rahmen realisieren zu können, sind ausreichende zeitliche Ressourcen erforderlich: Die Maßnahmen müssen zum einen langfristig angelegt sein (i. d. R. über mehrere Jahre). Zum anderen sollte ein zeitlicher Rahmen zur Verfügung stehen, der ein regelmäßiges und intensives Arbeiten ermöglicht. Der Umfang der Therapie pro Woche und die Gesamtdauer müssen sich nach den Erfordernissen des Einzelfalls richten.
In der Regel ist dabei für die direkte Arbeit (Therapie/Förderung, Beratung, Netzwerkarbeit) ein durchschnittlicher wöchentlicher Stundenumfang von 2 bis 4 Zeitstunden notwendig. Im Bereich der Frühintervention sowie bei Kriseninterventionen ist oft ein umfangreicheres Angebot erforderlich. In den Schlussphasen einer Therapie kann dagegen ein reduziertes Therapie- und Beratungsangebot ausreichend sein. Die zeitlichen Anteile für die therapeutische Arbeit mit der/dem Betroffenen einerseits und für die Beratungs- und Netzwerkarbeit andererseits sollten dabei nicht starr festgelegt sein, sondern stets flexibel - sinnvollerweise in Form von Jahreskontingenten - an den aktuellen Bedarf angepasst werden können.
Daneben sind weitere Leistungen unverzichtbarer Bestandteil jeder autismusspezifischen Therapiemaßnahme. Hierzu gehören u. a. die auf die Therapiestunde bezogenen Leistungen wie Therapieplanung (z.B. Erstellung und laufende Überprüfung der Maßnahmepläne), die praktische Vor- und Nachbereitung der Therapieeinheiten (z.B. Vorbereitungs-/ Vorhaltearbeit, individualisierte Raum- und Materialvor- und -nachbereitung, Sicherung des Therapieraums, (entsprechend angepasst bei aufsuchender Tätigkeit)), Mitwirkung am Gesamtplan / an der Hilfeplanung, Dokumentation der Maßnahmen sowie die kollegiale Fallbesprechungen in interdisziplinär zusammengesetzten Teams.
Dies ist unverzichtbar, da autismusspezifischen Therapiemaßnahmen stark individualisiert erfolgen müssen. Autismus ist ein ausgesprochen heterogenes
Störungsbild, und auch die sozialen Bedingungen, in denen die Betroffenen leben, lernen und arbeiten, variieren stark. Weitere fallübergreifende Leistungen wie z.B. Geschäftsführung, therapeutische Leitung und Verwaltung zählen ebenso dazu. Die Wirksamkeit der Maßnahmen hängt daher stark davon ab, wie gut es gelingt, die Interventionen an den individuellen Bedarf anzupassen.
Die therapeutischen Fachkräfte sind hier gefordert, sich entsprechend fortzubilden und aus einem breiten Spektrum an allgemeinen heilpädagogischen und verschiedenen therapeutischen Methoden sowie autismusspezifischen, heilpädagogischen und verschiedenen therapeutischen Methoden sowie autismusspezifischen Interventionen auszuwählen und ihre Arbeitshypothesen laufend zu überprüfen.
Für diese Entwicklungs- und Reflexionsarbeit müssen ebenfalls ausreichende zeitliche Ressourcen zur Verfügung stehen. Maßnahmen, die den hier skizzierten quantitativen Mindeststandard unterschreiten, sind im Hinblick auf das Ziel der Verbesserung und Sicherstellung der Teilhabe der im Fokus stehenden Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung in der Regel nicht zielführend. Zur Sicherstellung der Nachhaltigkeit der autismusspezifischen Therapiemaßnahmen ist es notwendig, Möglichkeiten der Nachsorge und ggf. einer zeitnahen Wiederaufnahme in Krisenfällen vorzusehen.
*(Positionspapier zur „Autismus-Therapie“ des Bundesverbandes Autismus Deutschland e.V), 2020)
Haltung und Zielsetzung:
Entwicklung ist ein individueller Prozess und wird angeregt aus dem Wechselspiel zwischen dem sinnhaften Erleben der Umwelt und dem selbstbestimmten Ausprobieren der eigenen Kompetenzen. Für unsere Arbeit ist es daher wichtig den Sinn oder die Funktion von bestimmten Verhaltensweisen oder Bewältigungsstrategien für den Menschen zu verstehen, um gemeinsam einen, an der Lebenswelt orientierten, Förderprozess anzuregen.
Wichtige Voraussetzungen dafür sind:
Umfang der Leistung:
Folgende Ansätze, Trainings und Verfahren werden angewandt
4. Leistungen
4.1 Direkte personenbezogene Leistungen
- Erstgespräch, Anamnese (Anamnesebogen siehe Anhang)
- Verhaltensbeobachtung, heilpädagogische Diagnostik (z.B. ET 6-6)
- Heilpädagogische Arbeit mit dem Kind
- Vorbereitung des Kindes auf den Kitabesuch oder den Schulbesuch
- Vermeidung von besonderen Entwicklungsrisiken in der Lebenswelt des Kindes
- Austausch mit den Bezugspersonen über den Entwicklungsstand und den Förderprozess des Kindes einschließlich Verhaltens- und Beziehungsfragen
- Anleitung der Bezugspersonen, Einbeziehung in die Förderung und Unterstützung bei der Gestaltung des Alltags
- Austausch zur Unterstützung der Bezugspersonen bei der Krankheits- und Behinderungsverarbeitung
- Vermittlung von weiteren Unterstützungs- und Beratungsangeboten
- Regelmäßige Verlaufsbeurteilung der Entwicklungskräfte des Kindes
4.2 Indirekte personenbezogene Leistungen
- Behandlungsplanung- und Reflexion
- Bereitstellung bzw. Verbrauch von Materialien
- Dokumentation
- Berichte
- Fallbesprechungen
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit (z.B. mit Kinderärzten, Therapeuten, SPZ, Familienhilfe, Kindergärten, Schulen, Spielgruppen)
4.3 Indirekte nicht personenbezogene Leistungen
- Fort- und Weiterbildung
- Supervision
4.4 Art und Umfang der Leistungen
Die Leistungserbringung erfolgt in Form von Beratung, Motivierung, Begleitung, Unterstützung, Anleitung und Förderung.
Der Zugang zur Hilfe ist niedrigschwellig, d.h. wir bieten den Eltern einen leichten Zugang zur Praxis, ohne lange Wartezeiten und eine offene, respektvolle und freundliche Atmosphäre.
Die Arbeit findet den Bedürfnissen des Einzelfalls entsprechend mobil im häuslichen Umfeld des Kindes, in der Kita oder ambulant in der Praxis statt.
Der Umfang der Leistungen orientiert sich am jeweiligen Förderbedarf des Kindes.
4.5 Form der Leistungserbringung
- Einzelmaßnahme
4.6 Ziele der Leistungen
Heilpädagogische Leistungen für behinderte, entwicklungsverzögerte oder von Behinderung, Entwicklungsverzögerung bedrohte Kinder und Jugendliche sind Leistungen zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft. Ziel der Leistungen ist es, eine drohende Behinderung, Entwicklungsverzögerung abzuwenden, den fortschreitenden Verlauf der Behinderung, Entwicklungsverzögerung zu verlangsamen oder die Folgen einer Behinderung, Entwicklungsverzögerung zu beseitigen oder zu mildern.
Die Familie soll durch unsere Arbeit in einer bejahenden Einstellung zu ihrem Kind bestärkt werden. Sie soll darin unterstützt werden, ihrem Kind trotz vielfältiger besonderer Belastungen, Geborgenheit und Sicherheit vermitteln zu können. Barrieren sollen aus dem Weg geräumt werden (z.B. in der Kita und dem häuslichen Umfeld). Das Kitapersonal, die Eltern und das Umfeld des Kindes sollen durch eine intensive Begleitung und Beratung sensibilisiert werden für die Schwierigkeiten und Probleme der Kinder. Ziel ist es, eine Perspektive aufzuzeigen und eine positive, dem Kind und seiner eventuellen Behinderung zugewandten Grundeinstellung zu vermitteln. Die vorhandenen Ressourcen werden aufgezeigt und intensiv gefördert, so dass es für die Kinder eine Möglichkeit zur Teilhabe in unserer Gesellschaft gibt.
4.7 Wirkung
Die Wirkung zeigt, was durch die Heilpädagogische Frühförderung erreicht wurde, im Vergleich zum Ist-Zustand
Die Wirkung lässt sich durch die regelmäßigen Berichte gut nachvollziehen. Hier werden der Ist-Zustand und die anschließenden Entwicklung während, bzw. nach der Förderung schriftlich festgehalten und aufgezeigt.
4.8 Wirksamkeit
Die Wirksamkeit bezeichnet das Vermögen der Förderung, den Verlauf der Entwicklungsverzögerung und /oder der vorliegenden Behinderung günstig zu beeinflussen.
Die Wirksamkeit lässt sich ebenfalls durch die regelmäßigen Berichte gut nachvollziehen. Hier wird detailliert aufgezeigt, wo die Fortschritte zu sehen sind. Ebenso wird den Eltern und der Kita hier Raum geboten, ihre Erfahrungen und ihre Zufriedenheit auszudrücken.
Ein enger Austausch mit Kitamitarbeitern, Kinderärzten und allen beteiligten Therapeuten ist unerlässlich, um ein aussagekräftiges Gesamtbild des Kindes zu erhalten und die Förderung somit bedarfsgerecht durchzuführen.
Die Beratung und Unterstützung der Eltern liegen uns sehr am Herzen.
Alle unsere Mitarbeiter führen ein „Tagebuch“ in welchem eingetragen wird, was mit dem Kind in der Frühförderstunde gemacht wurde. Dieses Buch wird den Eltern mitgegeben und diese sind herzlich eingeladen, ebenfalls kurze Notizen zu machen, z.B. darüber wie das Kind die Frühförderstunden erlebt hat und was es ggf. zuhause darüber erzählt. So kommt es zu einem guten Austausch zwischen der Heilpädagogin und den Eltern, welcher das kurze „Tür und Angel Gespräch“ übersteigt. Die Förderstunde wird so zuhause nochmal reflektiert und die Eltern sind informiert, wie ihre Kinder gefördert werden und fühlen sich somit stärker mit der Förderung verbunden.
5. Sozialraumorientierung
Basis des sozialräumlichen Arbeitens sind Kooperationen und Vernetzungen zwischen den Kitas, den Ergo- und Physiotherapeuten, den Logopäden, den zuständigen Gesamtplanerinnen, den Kinderärzten und anderen Fachkräften. Zu nennen sind hier auch Sportvereine, Kinderspielstunden u.ä.
6. Gewalt- und Missbrauchsprävention
Eine große Anzahl von Jungen und Mädchen über alle Altersgruppen hinweg werden Betroffene von sexualisierter Gewalt. Wir sind uns unserer besonderen Verantwortung für Intervention und Prävention sehr bewusst. Wir sind gegen jede Form von Ausgrenzung oder Gewalt, sei es im häuslichen Umfeld oder in der Kita.
In unserer pädagogischen Arbeit versuchen wir den Kindern ein gesundes Selbstvertrauen und ein gesundes Maß an Abgrenzung zu vermitteln.
Bei einem Verdachtsfall gehen wir gemeinsam mit unserer Pädagogischen Leitung die Checkliste zur fachlichen Einschätzung einer möglichen Kindeswohlgefährdung nach § 8 SGV VIII
(siehe Anhang) durch und setzen uns ggf. mit einer Insofa (Insofern erfahrene Fachkraft) vom Kinderschutzbund Heide zusammen. Weiterhin informieren wir die zuständige Gesamtplanerin des Kreises.
7. Partizipation
Der Begriff Partizipation kommt aus dem lateinischen und bedeutet übersetzt „Teilhabe, Mitbestimmung und Einbeziehung“.
Für uns bedeutet Partizipation:
- die Meinung, Bedürfnisse und Kritik der Kinder ernst zu nehmen, zu hören und ihnen Raum zu geben
- Kinder dürfen ihre Meinung und Gefühle aussprechen, sie sollen sich beteiligen und Fragen stellen dürfen
- den Kindern wird kindgerecht erklärt was ihre Rechte und Pflichten sind und es wird darüber in kindgerechter Sprache gesprochen
- die Kinder dürfen sich beteiligen und somit lernen Verantwortung zu übernehmen
- Entscheidungen werden, soweit mit dem Kindeswohl und unserer Verantwortung vereinbar, gemeinsam mit den Kindern getroffen
- wir versuchen, wenn möglich, den Kindern Regeln und Vorgaben nicht einfach „überzustülpen“
8. Qualitätssicherung
Die Qualität unserer Arbeit wird abgesichert durch
- regelmäßige Supervision
- ständiger Austausch mit Kollegen und Mitarbeitern
- regelmäßige Fort- und Weiterbildung
- Auswertungsgespräche zu den Ergebnissen der Frühförderung mit den Eltern/ Erziehern
Die Heilpädagogische Frühförderung wird durch Heilpädagoginnen oder durch Sozialpädagoginnen oder Heilerzieherinnen mit einschlägiger Berufserfahrung erbracht.
Die autismusspezifische Arbeit setzt eine Zusatzqualifikation im Bereich der Autismustherapie voraus.
Die Arbeit im Autismusbereich stellt eine hohe Anforderung an die Mitarbeiterinnen dar. Eine langfristige Bindung unserer Kolleginnen ist enorm wichtig, um die Kontinuität und Verlässlichkeit der Maßnahme zu gewährleisten. Eine angemessene Bezahlung, Festanstellungen ohne Befristungen und eine angenehme Arbeitsatmosphäre mit flachen Hierarchien sind bei uns gegeben.
Der Förder- oder Teilhabeplan wird erstmalig sechs bis acht Wochen nach Beginn der Frühförderung erstellt. Hier werden die ersten Ziele für die Förderung festgelegt. Ein weiterer Bericht wird sechs Wochen vor Ablauf des Bewilligungszeitraums geschrieben. Zeitgleich findet ein Hilfeplangespräch mit der zuständigen Gesamtplanerin, den Eltern, der Heilpädagogin und ggf. der Kita statt.
Zum Ende der Frühfördermaßnahme wird ein Abschlussbericht geschrieben. Alle Berichte werden als erstes von den Eltern gelesen (bei Bedarf vorgelesen), von ihnen unterschrieben und ihnen zur Verfügung gestellt.
Der Prozess der Frühförderung wird regelmäßig dokumentiert. Zur Dokumentation gehören:
Ergebnisqualität
Für die Ergebnisqualität sind vor allem folgende Faktoren zu berücksichtigen:
8.1 Datenschutz
Berichte werden per email nur verschlüsselt mittels 7zip verschickt.
Die Kinderakten werden in abschließbaren Schränken aufbewahrt und Zugang oder Einsicht haben nur Personen, die mit dem betreffenden Kind befasst sind. Es gelten die einschlägigen datenschutzrechtlichen Bestimmungen (SGB I, § 60ff).
Diese Konzeption wird nach Bedarf fortgeschrieben. Spätestens alle 2 Jahre erfolgt eine Überprüfung oder ggf. eine Anpassung.
9. Fazit und Motivation
Unsere Aufgabe als Frühförderinnen sehen wir in der Förderung und Begleitung entwicklungsverzögerter, behinderter oder von Behinderung bedrohter Kinder, sowie in der Unterstützung der Bezugspersonen. Insbesondere frühe Hilfe ist uns eine Herzensangelegenheit, da rechtzeitiges Eingreifen auf der einen Seite eine günstigere Prognose für die Entwicklung des Kindes bedeutet und auf der anderen Seite langfristig gesehen auch Kosten spart. Eine flexible und mobile Arbeit ist in der Frühen Hilfe unumgänglich. Oft ist es notwendig in die Familie zu gehen, um das Lebensumfeld des Kindes intensiv kennen zu lernen. Nur so ist es möglich auf einem qualitativ hohem Niveau zu arbeiten und somit den betroffenen Kindern und ihren Familien bestmögliche Unterstützung anzubieten. Wir sind überzeugt davon, dass die Frühförderung ein wichtiger, wirkungsvoller Teil zur Eingliederung dieser Kinder in die Gesellschaft ist.
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